Sinuslift

Sinuslift - Anhebung der Kieferhöhle und Knochenaufbau mit Knochenersatzmaterial - Zahnimplantate in schwierigen Fällen setzen

Der Sinuslift kann bei der Anpassung des Kiefers genutzt werden, um Implantate richtig eintzusetzen.Es gibt viele verschiedene Arten von Zahnimplantaten, die in den Unter- und Oberkiefer eingesetzt werden, wenn die eigenen Zähne fehlen. Wenn jedoch nur unzureichend Knochensubstanz vorhanden ist, können Implantate nicht sicher verankert werden. Dann kann eine Kieferhöhlenanhebung und Knocheneinlagerung mittels der Sinuslift-Methode genutzt werden. Ein Sinuslift bezeichnet man den Aufbau von Kieferknochen zum Beispiel für die Aufnahme eines Zahnimplantates. Als „Sinuslift in regio“ bezeichnet in Folge die Wiederherstellung des Knochenangebotes an einer definierten Stelle (in regio).

Was bedeutet Sinuslift?

Kieferhöhle (Sinus Maxillaris)Knochenaufbau (Augmentation) beim ZahnarztDas Sinuslift Verfahren wird auch als Sinusbodenelevation bezeichnet. Die Bezeichnung leitet sich aus der lateinischen Bezeichnung der Kieferhöhle, der Sinus Maxillaris, und dem Englischen "to lift" ab, was so viel bedeutet wie "anheben".

Das spezielle kieferchirurgische Verfahren des Sinuslifts dient daher der Anhebung (Elevation) des knöchernen Kieferhöhlenbodens. Das Ziel ist, ein tragfähiges Implantatlager im Oberkieferseitenzahnbereich zu erzeugen.

Ein Knochenaufbau (Augmentation) ist erforderlich, wenn aus Altersgründen oder aufgrund von Zahnverlust zu viel Knochenvolumen verloren gegangen ist  und das Knochenangebot zu gering ist. Für Zahnersatz in Form von Implantaten ist jedoch ausreichendes Knochenmaterial zwingende Voraussetzung, um den Implantaten im Kieferhöhlenboden festen Halt zu ermöglichen.

Zahnimplantate im atrophierten (abgebauten) Oberkieferseitenzahnbereich können daher erst nach Sinuslift und Knocheneinlagerung im Bereich des Kieferhöhlenbodens gesetzt werden.

Geschichte des Sinuslift

Simultane Implantation bei angehobener Kieferhöhlenschleimhaut.

Die klassische offene Sinusbodenelevation wurde von Tatum 1977 erstmals praktiziert, von Boyne 1980 zum ersten Mal veröffentlicht. In einer Literaturstudie präsentiert Dr. med. dent. Jürgen Braunsteiner, M.Sc., eine Übersicht der verschiedenen Methoden für einen Sinuslift.

Bei der offenen Sinusbodenelevation erfolgt zunächst eine krestale Eröffnung des Antrums (Knochenhöhle). Krestal ist die Bezeichnung für "aus Richtung des Kieferkamms" (engl. crest = Kamm). Später wird das Antrum dann nur noch lateral (seitlich) eröffnet. Diese Vorgehensweise ist momentan die am weitesten verbreitete Methode des Sinuslifts.

Wann wird das Verfahren angewandt?

Ein Knochenaufbau wird immer dann eingesetzt, wenn der Kieferknochen nach einer Extraktion oder durch Parodontose abgebaut worden ist.Die Resorbtion (Kochenabbau) des Kieferknochens nach einer Zahnextraktion und die räumliche Nähe zur Kieferhöhle können im Oberkiefer-Seitenzahnbereich zu großen Schwierigkeiten bei der Versorgung mittels implantatgestützten Zahnersatz, wie Implantatkronen und Implantatbrücken, führen. Eine unbehandelte Parodontitis führt ebenfalls zu einem Knochenabbau, der letztendlich zum Zahnverlust führen kann.

Daher kommen in der Oralchirurgie Bereich Implantologie die Techniken des Sinuslift zum Einsatz, bei welchen die Sinusmembran angehoben und unterschiedliche Aufbaumaterialien zum Knochenaufbau eingebracht werden.

Wie sieht das chirurgische Verfahren aus?

Es gibt zwei verschiedene Varianten des Verfahrens, die je nach Restknochenangebot gewählt werden. Man unterscheidet den offenen (externen/direkten) und den geschlossenen (internen/indirekten) Sinuslift des seitlichen Oberkiefers, wobei die offene Methode das umfangreichere Verfahren darstellt. Beide können unter Vollnarkose vorgenommen werden.

Externer Sinuslift (auch offener oder direkter Sinuslift)

Ein offener Knochenaufbau kommt zum Einsatz, wenn ein größerer Implantataufbau geplant ist.Das externe Verfahren ist aufwendiger und wird angewendet, wenn wenig eigener Knochen vorhanden ist. Durch ein seitliches Knochenfenster mittels Osteotomie verschafft sich der Chirurg Zugang zur Kieferhöhle. Die Kieferhöhlenschleimhaut wird leicht vom Knochen gelöst und der leere Zwischenraum wird mit Eigenknochen und Knochenersatzmaterial gefüllt, um eine Verdickung des Kiefers zu erreichen.

Der offene Sinuslift wird angewandt, wenn größere Aufbauten erforderlich sind. Es wird zunächst ein kleines Fenster minimalinvasiv in den Oberkieferknochen gefräst. Durch diese Öffnung erfolgt die Entfernung der Schneiderschen Membran, die für die Trennung von Nasen- und Kieferhöhle zuständig ist. Vor dem Einsetzen des Knochenersatzmaterials muss die Membran vorsichtig von dem Knochen abgelöst werden, um für ausreichend Freiraum zu sorgen.

In diesen Hohlraum wird dann das Knochenersatzmaterial integriert. Dort verbleibt es während der weiteren Einheilungszeit. Zum Schluss erfolgt der Einsatz einer künstlichen Membran und das Vernähen des Zahnfleisches. Je nach Umfang des Knochenaufbaus erfolgt der Einsatz der Implantate direkt oder nach der Abheilung.

Interner Sinuslift (auch geschlossener oder indirekter Sinuslift)

Der interne Knochenaufbau kommt bei nur gerninger Anhebung des Kieferhöhlenbodens zum Einsatz.Auch das interne Verfahren wird minimalinvasiv operiert und dient der geringen Anhebung des Kieferhöhlenbodens. Der Zugang erfolgt durch den Bohrkanal des Implantats mittels eines lateralen Fensters. Es muss kein zweiter Operationsbereich eröffnet werden. Beim geschlossenen Sinuslift wird lediglich ein Implantatloch gebohrt und direkt mit Knochenersatzmaterial befüllt.

Vorher ist die Schneidersche Membran durch das Implantatloch angehoben worden. Nach der Einarbeitung des Ersatzmaterials erfolgt direkt auch der Einsatz des Implantats.

Der interne Knochenaufbau wird mittels Bohrloch dicht an der Innenauskleidung der Kieferhöhle positioniert.Beim indirekten Sinuslift wird das Bohrloch für das zylindrische Implantatlager dicht an der Innenauskleidung der Kieferhöhe positioniert. Anschließend erfolgt mit einem weiteren Gerät die Anhebung des Kieferhöhlenbodens durch mechanische, leichte Hammerschläge. Das Bohrloch wird später mit Eigenknochenspänen oder Fremdmaterial gefüllt.

So kann der Implantatkörper eingebracht werden und das Material, welches sich unterhalb der Innenschleimhaut der Kieferhöhle befindet, kann sich ausbreiten. Dabei wird der sonst in der Luft der Kieferhöhle befindliche Implantatanteil mit Material umgeben, welches wie beim direkten Sinuslift dem biochemischen Zersetzungsprozess bei parallelem Einsatz natürlichen Knochens unterliegt. Bei diesem Verfahren ist eine gewisse Stärke der Kieferhöhlenbodenschicht Voraussetzung.

Interne Sinusbodenelevation durch Bone Condensing

Das Bone Condesing Ein Vorteil, im Vergleich zum Bohren, liegt beim Bone Condensing (Knochenverdichtung) und Spreading (Knochenspreizung) darin, dass bei diesem Verfahren der Knochen nicht weggefräst, sondern verdrängt und somit verdichtet und gestärkt wird.

Durch das Bone Condensing und Bone Spreading kann gewährleistet werden, dass Kieferknochen nicht abgetragen wird und ideal auf Implantation vorbereitet ist.Dieses Operationsverfahren schont damit den ortsständigen Kieferknochen, wertvolle Knochenareale gehen nicht verloren. Diese minimalinvasive Sinuslift-Verfahren mit Knochenerhalt kommt bei sehr schmalen Kieferkämmen zur Anwendung. Auf diese Weise muss der Kieferkamm vor der Implantation nicht durch eine zusätzliche Operation aufgebaut werden.

Das sogenannte Implantatbett entsteht, indem der Knochen durch rotierende Instrumente gespreizt und verdichtet wird. Mit sogenannten Osteotomen und Knochenspreizern wird der Knochen schonend für die Implantation vorbereitet.

In die exakt passende Öffnung, die beim Spreading und Condensing entsteht, wird das Implantat eingebracht.Das aktuell verwendete Instrumentarium ist im Gegensatz zu den früher gebräuchlichen Flachmeißeln dazu geeignet, je nach Implantatvariante, eine spaltförmige oder runde Kavität (Aushöhlung) vorzubereiten. In diese exakt passende Öffnung kann das Implantat im Anschluss eingebracht werden.

Das Risiko bei einer solchen forcierten Knochenspreizung oder sehr hartem, dünnen Knochen ist allerdings die Fraktur des Knochens. Der Knochen kann auch im Rahmen einer Grünholzfraktur (unvollständiger Knochenbruch) angebrochen sein, was später in der Einheilungsphase erhebliche Implantatschmerzen verursachen kann. Bei dem sogenannten Bone Splitting wird eine gezielte Fraktur des Knochens durchgeführt und gleichzeitig das Implantat gesetzt.

Was ist unter ein- und zweizeitigem Verfahren beim Knochenaufbau zu verstehen?

Implantat im einzeitigen Verfahren.Eine Zahnimplantation kann ein- oder zweizeitig erfolgen. Einzeitig bedeutet, dass das Einsetzen des Implantates und die Sinusbodenaugmentation in einer Operation stattfinden, bei einem zweizeitigen Eingriff wird das Implantat erst nach einer Abheilungsphase von 5 bis 9 Monaten eingesetzt. Im Kieferknochen des Oberkiefers werden dabei konische Implantate bei einem Sinuslift bevorzugt.

Bei dem internen Verfahren wird der Sinuslift direkt über das Bohrloch des Implantates durchgeführt und wird angewendet, wenn etwas mehr Restknochen vorhanden ist. Es erfordert eine ruhige Hand des Chirurgs und Gelassenheit, da die Sicht teilweise nicht sehr optimal ist. So kann in nur einer Sitzung auch das Implantat eingebracht werden.

Einzeitiges Verfahren beim Knochenaufbau

Ist noch ausreichend Restknochenhöhe vorhanden, besteht die Möglichkeit, das Implantat gleichzeitig mit dem Knochenaufbau in die Kieferhöhle einzusetzen.

Für den transkrestalen Knochenaufbau bedarf es einer Restknochenhöhe zwischen 4 und 6 Millimetern

Für den transkrestalen Sinuslift (internen) bedarf es einer Restknochenhöhe zwischen 4 und 6 Millimetern. In diesem Fall kann die Öffnung der Kieferhöhle durch den Kieferkamm erfolgen, welcher diese und die Kieferhöhlenschleimhaut zugänglich macht. Diese Variante wird häufig bei Einzelimplantaten genutzt und begrenzt sich auf Fälle mit wenig Knochenschwund. Es erfolgt ein Schnitt auf dem Kieferkamm und der Zahnchirurg löst das Zahnfleisch vom Kieferknochen.

Mithilfe eines Pilotbohrers bereitet er das Implantatlager vor, sodass der Bohrer bis ca. 1 Millimeter an den Kieferhöhlenboden herangeführt wird. Mit dem Osteotom (Stößel), der in das Implantatbett eingeführt wird, erfolgt ein dosierter Schlag und der kontrollierte Bruch des verbleibenden Knochens. Auf diese Weise ist eine Anhebung der Kieferhöhlenschleimhaut und dem Kieferhöhlenboden um bis zu 4 Millimeter möglich.

Zweizeitiges Verfahren beim Knochenaufbau

Im zweizeitigen Verfahren werden erst Monate danach die Zahnimplantate eingebracht.Wenn die Restknochenhöhe nicht für ein stabiles Implantatlager ausreicht, ist ein erster Eingriff nötig, um die interne Knochenhöhe in der Kieferhöhle aufzubauen. Dabei wird diese seitlich vom Oberkieferseitenzahnbereich geöffnet, damit der Zugang zur Kieferhöhle und der Kieferhöhlenschleimhaut möglich ist.

Für den seitlichen Sinuslift erfolgt am Kieferkamm in Nähe des Gaumens ein Schnitt, der das Zahnfleisch vom Kieferknochen löst. Durch den Einsatz eines Ultraschallgeräts schafft der Chirurg ein rundes Fenster mit einem Durchmesser von 1,5 cm zur Kieferhöhle, indem er die Knochen Schicht für Schicht abträgt. Das Ultraschallgerät gewährleistet, dass nur knöcherne Anteile entfernt werden. Die Kieferhöhlenschleimhaut bleibt unverletzt. Nach dem Einbringen des Knochengemischs unter die Kieferhöhlenschleimhaut wird das Eröffnungsfenster mit Folie bedeckt und das Zahnfleisch genäht.

Nun erfolgt die komplette Resorbierung der Mineralstoffe, die den Aufbau neuer Knochenstruktur innerhalb von sechs bis zwölf Monaten anregt. Nach einer Zeit von vier bis acht Monaten kann dann der zweite Eingriff erfolgen, bei dem das Implantat in den sich neu bildenden Knochen eingesetzt wird.

Welche Implantate können verwendet werden?

Spezielle KIPP-Implantate vermieden werden.Um eine Manipulation im Sinne eines Sinuslift intern oder extern komplett zu vermeiden, werden seit neuester Zeit KIPP-Implantate eingebracht. Diese bewusst schräg implantierten Zahnimplantate nutzen das vorhandene Knochenvolumen um die Kieferhöhle aus und können aufgrund ihres langen Knochenkontaktes frühzeitig im Rahmen der Sofortbelastung mit Zahnersatz versorgt werden.

Aber auch ultrakurze Implantate oder Schmal- oder Mini Implantate sind bei einer ausreichenden Knochenbreite sehr gut geeignet, um die anatomischen Strukturen (Kieferhöhle) zu schonen.

Welche Vorteile hat das Sinuslift Verfahren?

Vorteile des Verfahrens Das Verfahren unterstützt bei der körpereigenen Knochenregeneration in der sehr empfindlichen Kieferregion. Außerdem schafft die Sinuslift-OP eine geeignete Umgebung für die Implantatversorgung und verringert das Risiko einer Kieferhöhlenschädigung.

Welche Komplikationen können auftreten?

Ein Risiko besteht darin, dass Probleme bei der Kieferhöhlenöffnung auftreten. Wird die Membran verletzt, könnte es zur Einblutung in die Höhle kommen. Wird dies während der Operation entdeckt, kann die Membran wieder vernäht werden, jedoch könnte es ebenfalls zum Abbruch der Operation kommen. Bleibt die Verletzung unentdeckt oder startet die Blutung erst später, führt dies zu Infektionen. Eine weitere Komplikation bei der Sinuslift Operation ist die mögliche Verlagerung des Knochenaufbaus.

Chronische Sinusitis, wenn es zur Entzündung kommt.Um Komplikationen nach dem Eingriff zu vermeiden, sollte kein Druck, wie Niesen, auf den Kiefer ausgeübt werden. Auch ist Rauchen sehr von Nachteil, da das Nikotin Entzündungen fördert. Bei einer Entzündung des Augmentates kann es nach einem Sinuslift zu einer Sinusitis kommen.

Wie sollte man sich postoperativ verhalten?

SchneuzenNach der Sinuslift-Operation sollten folgende Punkte beachtet werden:

  • Vier bis sechs Wochen darf die Kieferhöhle nicht durch Druck belastet werden. Dazu zählen auch das Niesen, Schneuzen, Tauchen, schweres Heben sowie Fernreisen per Flugzeug.
  • Erkältungsinfektionen sollten möglichst vermieden werden.
  • Das Rauchen ist sieben bis zehn Tage zu vermeiden.
  • Herausnehmbarer Zahnersatz darf nicht zu sehr auf die Wunde drücken.
  • Es sollte auf die Einnahme der verschriebenen Medikamente geachtet werden.

Was kostet ein Sinuslift?

Die Kosten für einen Sinuslift können sich zwischen 300 und bis rund 1000 Euro bewegen. Der konkrete Preis hängt einerseits ab vom Umfang des Knochenaufbaus (Autolog, Xenolog, Membrantechniken) und andererseits davon, ob es sich hierbei um eine interne oder externe Sinusbodenelevation handelt.

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Letzte Aktualisierung dieser Seite am 04.05.2022 von Autor und Zahnarzt für Oralchirurgie Dr. med. dent. Frank Seidel.

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