Antibiotika beim Zahnarzt

Wann ist der Einsatz von Antibiotika beim Zahnarzt sinnvoll?

Der richtige Umgang mit Zahnschmerzen und Antibiotika

Antibiotika beim ZahnarztJeder hat schon einmal Zahnschmerzen erlebt, und die sofortige Frage, die einem durch den Kopf geht, ist: „Was kann ich tun?“ Viele Menschen glauben, dass Antibiotika die schnelle Lösung für Zahnschmerzen sind. Doch ist das wirklich der Fall? In diesem umfassenden Leitfaden werden wir dieses Thema tiefgehend analysieren.

Wann sind Antibiotika notwendig?

Zuerst muss klar sein, dass Antibiotika nicht immer die erste Wahl bei Zahnschmerzen sein sollten. Sie sind in der Regel nur bei bakteriellen Infektionen effektiv, nicht aber bei Schmerzen, die durch andere Ursachen wie beispielsweise Karies oder Zahnfleischentzündung hervorgerufen werden.
Seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts werden häufiger Antibiotika zur Therapie verschiedener bakterieller Erkrankungen erfolgreich eingesetzt.

In der Zahnarztpraxis wird eine derartige Therapie in verschiedenen Fällen bakterieller Entzündungen im Mund- bzw. Kieferbereich notwendig, insbesondere im Vorfeld zahnmedizinischer Eingriffe, die aufgrund einer vorliegenden Infektion nicht durchführbar sind. Allerdings sollte der Antibiotikaeinsatz nicht inflationär erfolgen, da mit der Einnahme auch verschiedene Risiken verbunden sind.

Wie wirkt ein Antibiotikum?

Wirkung ausschließlich gegen BakterienAntibiotika wirken nur gegen Bakterien. Gegen virusbedingte Infektionen wirkt eine Behandlung mit Antibiotika nicht. Daher ist eine Bakterien wirksame Anwendung wie bei Parodontose oder Entzündungen angezeigt, nicht jedoch bei einer Grippe. Zudem werden sie grundsätzlich in zwei Wirkweisen unterteilt.

Zum einen können sie die Vermehrung der Bakterien hemmen, indem sie deren Stoffwechsel, die Weitergabe des Erbguts oder Zellwände und -membranen stören. Zum anderen ist eine Abtötung der Keime möglich. Ausgenommen sind resistente Keime.  Da sich Bakterien jedoch teilweise stark voneinander unterscheiden, ist die jeweilige Wirkung von Antibiotika von der Abstimmung auf die Erreger abhängig. Nicht jedes Antibiotikum wirkt also gleich gut oder auch nur überhaupt gegen die vorhandenen Bakterien. Gegen Infektionen mit resistenten Bakterien ist Antibiotka wirkungslos.
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Grundsätze zur Verordnung von Antibiotika in der Zahnarztpraxis

Entzündung am Weisheitszahn

Bakterien

Die Gabe von Antibiotika in der Zahnarztpraxis unterliegt strengen Regeln. Fehler und Gefahren bei der Verabreichung lassen sich nur durch den vernünftigen und überlegten Einsatz in der Zahnheilkunde vermeiden. So sollte das Medikament nur aufgrund einer kritischen Indikationsstellung in der Zahnarztpraxis eingesetzt werden. Zahnschmerz- und Schwellung-zustände unbekannten Ursprungs sowie Fieber sind beispielsweise keine Indikation für die Gabe eines Antibiotikums.

Antibiotika können dann notwendig sein, wenn eine lokale zahnärztliche Behandlung des Infektionsortes, z. B. durch eine Abszess Inzision, Wurzelbehandlung, Wurzelspitzenresektion, Weisheitszahnentfernung akut nicht möglich ist oder nicht ausreicht. Antibiotika können aber weder die fehlende oder abgeschwächte körpereigene Abwehr noch die Einhaltung der chirurgischen Grundprinzipien ersetzen und sollten nicht aus einem falschen Sicherheitsbedürfnis vom Zahnarzt oder routinemäßig verordnet werden.

Tritt die Notwendigkeit in der Zahnarztpraxis auf, das Medikament zu verabreichen, ist der Grund aller Wahrscheinlichkeit nach eine Zahninfektion, die oralchirurgisch behandelt wird. Für die begleitende Antibiotikagabe bedeutet es, dass der behandelnde Arzt mit einem gut einzugrenzenden Spektrum an erwarteten Erregern zu tun hat. Entsprechend kann er die Auswahl des Antibiotikums treffen, das die erwarteten oder sogar nachgewiesenen Bakterien effektiv bekämpft und auf einen entsprechenden Spiegelwert herunterbringt.

In der Zahnarztpraxis werden Antibiotikagaben heute vor allem oral verabreicht, entsprechende Injektionen sind eher in Kliniken gebräuchlich. Allerdings ist es für eine erfolgreiche, orale Therapie wichtig, dass der Patient eigenverantwortlich die Einnahme zeitlich korrekt vornimmt. Nehmen Sie das Antibiotikum nach zeitlicher Vorgabe ein. Entsprechend wichtig sind hier die genauen Instruktionen durch den Zahnarzt.

Wogegen werden Antibiotika in der Zahnarztpraxis eingesetzt?

Wie Ärzte ein Antibiotikum aussuchen ist abhängig von der jeweiligen Entzündungsart.

PilleWie bereits erwähnt, kommen Antibiotika bei einer zahnärztlichen Behandlung nur selten zum Einsatz. Angezeigt kann eine derartige Therapie jedoch in den folgenden Fällen sein:

Notwendig ist die Anwendung von Antibiotika vor allem dann, wenn ein entzündlicher Prozess, weitere Therapien und Eingriffe verhindert. Bei der Behandlung von Parodontose setzt der Zahnarzt die Antibiotika ganz gezielt ein. An der betreffenden Stelle wird aus diesem Grund ein Abstrich genommen. Dieser wird auf seine Reaktion auf verschiedene Antibiotika getestet, sodass das geeignete gefunden werden kann. So lässt sich die Parodontosebehandlung systematisch mit dem passenden Antibiotikum unterstützen und begleiten. Es schreibt ein Rezept für Antibiotika zum Einnehmen.

Auch eine prophylaktische Therapie vor Zahn-chirurgischen Maßnahmen kann unter Umständen sinnvoll sein. Das kann der Fall sein, wenn bei einem insgesamt geschwächtem Immunsystem, Erkrankungen des Herzens oder der Herzklappen, einer Infektion unbedingt vermieden werden sollte. Die Entscheidung hierüber ist natürlich nur nach umfassender Untersuchung und durch den Arzt möglich.

Wie läuft eine Antibiotikabehandlung beim Zahnarzt ab?

Dem Zahnarzt stehen grundsätzlich zwei Antibiotika-Therapieformen zur Verfügung, die lokale und die orale Anwendung.

Vorbereitung intravenöser Gabe

Bei der lokalen Therapie wird das jeweilige Antibiotikum direkt auf den entzündeten Bereich gebracht und kann so direkt vor Ort wirken. Allerdings findet diese Form in der Praxis nur selten Anwendung, da die Mittel die Mundflora empfindlich stören und zu einer Sensibilisierung sowie zur Resistenzentwicklung führen können.

Zudem ist ihr Nutzen nicht überzubewerten, denn bei ausreichendem Abfluss nach außen ist der therapeutische Nutzen eher gering. Da die verwendeten Antibiotika nicht resorbiert werden, ist eine tiefer in das Gewebe gehende Wirkung nicht zu erwarten. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, die lokale Therapie wegen der Gefahr der Antibiotika Resistenzen, Sensibilisierung und Störung der physiologischen Mundflora drastisch einzuschränken und stattdessen gut verträgliche Antiseptika einzusetzen. In Kliniken kann jedoch auch die lokale Anwendung unter Kontrolle erfolgen.

Deutlich häufiger erfolgt die orale Gabe des Antibiotikums. Damit hier die gewünschte Wirkung erzielt werden kann, ist zunächst die richtige Abstimmung auf die vorhandenen Erreger notwendig. Ferner sollte die Behandlung zeitnah beginnen und die richtige Behandlungsdauer festgelegt werden.

Pophylaxe wird meist für 5 Tage angesetztAls Mindestzeitraum der Therapie im Rahmen einer Infektion werden mindestens 5 Tage angesehen. Möglichst frühzeitig sollte dann mit der Therapie bestimmter Antibiotika begonnen werden. Andernfalls wäre zu erwarten, dass sich die Abszess-Membran schnell verkapselt, wodurch das Antibiotikum nicht ausreichend wirken kann. Daher ist die Therapie mit Antibiotika nach 36 Stunden seit dem Ausbrechen der Entzündung aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr von Erfolg gekrönt.

Auch nachdem die akute Zahnentzündung abgeklungen ist, sollte das Antibiotikum noch 2 bis 3 weitere Tage eingenommen werden. Damit kann es nicht zu einem Rückfall kommen. Im Rahmen der zahnmedizinischen Behandlung sind Langzeittherapien allerdings nicht üblich und auch nicht notwendig. Um eine Infektion zu verhindern, kann die Antibiotikagabe insgesamt maximal 48 Stunden vor und nach der oralchirurgischen Operation erfolgen. Um wirksam zu sein, muss das Medikament grundsätzlich immer mit einer ausreichend hohen Dosierung angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen sind bei einer Antibiotika-Therapie möglich?

Kopfschmerzen: Nebenwirkung einer TherapieAbhängig vom gewählten Antibiotikum können bei Einnahme von Antibiotika verschiedene Nebenwirkungen auftreten. Eine unerwünschte Wirkung ist vergleichsweise häufig eine Störung der Darmflora, die mit Durchfall einhergeht.

Begründet ist dies in der Wirkweise der Medikamente, die sich nicht nur gegen krank machende Bakterien, sondern auch nützliche Bakterien wie die der Darmflora richten kann. Bei einer kurzfristigen Einnahme reguliert sich die Darmflora in der Regel wieder von selbst, sobald das Antibiotikum abgesetzt wird. 

Clostridium difficile ist ein Bakterium, das weltweit vorkommt. Es findet sich in der Umwelt und auch im Darm gesunder Menschen und Tiere. Die Clostridien können jedoch in den Vordergrund treten, wenn durch eine längere Einnahme von Antibiotika die gewohnte Darmflora verändert oder sogar zerstört wird. Langfristige Behandlungen können jedoch zu schwerwiegenderen Schäden führen.

Ebenfalls möglich sind Hautausschläge und weitere allergische Reaktionen, Übelkeit und Kopfschmerzen. Zu beachten ist außerdem, dass während der Einnahme die Wirkung hormoneller Verhütungsmittel eingeschränkt sein kann.

Wie lassen sich Nebenwirkungen verhindern?

Die wichtigste Maßnahme, um unerwünschte Nebenwirkungen zu verhindern, ist der Einsatz des richtigen Antibiotikums. Um diese Wahl treffen zu können, muss im Vorfeld im Gespräch mit dem Patienten eine umfassende Anamnese durch den Zahnarzt stattfinden. Ganz besonders sind mögliche Störungen der Leber und Nieren, Darmbeschwerden aber auch Allergien abzufragen. Besondere Vorsicht ist bei vorliegender Schwangerschaft geboten. Es kann darüber hinaus notwendig sein, Rücksprache mit weiteren behandelnden Ärzten zu halten oder Diagnosen bei Spezialisten einzuholen.

Regelmäßige Nachkontrollen sind wichtigRegelmäßige Nachkontrollen sowie sofortiges Aufsuchen des Arztes beim ersten Auftreten von Nebenwirkungen sind ebenfalls entscheidend und können schwerwiegende Folgen und Störungen verhindern.

Hiervon abgesehen sind natürlich Verantwortung bei der Einnahme und die Berücksichtigung der jeweiligen Besonderheiten des Antibiotikums gefragt. Je nach Wirkstoff sind verschiedene Lebensmittel und Getränke, häufig Milchprodukte, während der Einnahme zu meiden. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten müssen ebenfalls beachtet werden. Aufklärung durch den Zahnarzt und ein Befolgen der Richtlinien ist hier wiederum entscheidend.

Alternative Behandlungsmöglichkeiten

Es gibt viele andere Wege, Zahnschmerzen zu behandeln, die keine Antibiotika erfordern. Dazu gehören:

  • Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol
  • Hausmittel wie Nelkenöl oder Kamillentee
  • Professionelle zahnmedizinische Behandlung

Wann kann es zu einem resistenten Erreger gegen Antibiotika kommen?

Arzneimittel auf Basis von Antibiotika sind noch immer sehr wirksam und in einigen Fällen lebensrettend. Da sich Bakterien jedoch mit der Zeit verändern, kommt es inzwischen vermehrt zu sogenannten Resistenzen. Resistente Bakterien (multiresistente Erreger) lassen sich durch die sonst wirksamen Mittel nicht mehr abtöten oder hemmen, vermehren sich also trotz Antibiotikabehandlung weiterhin und schädigen das Gewebe.

Begünstigt wurde dieser Vorgang durch die übermäßige Verschreibung des Medikaments, teilweise auch bei Krankheiten, die gar nicht durch Bakterien ausgelöst werden, wie beispielsweise Virusinfektionen der oberen Atemwege. Die steigende Anzahl von Resistenzen hat inzwischen jedoch zu einem gesteigerten Bewusstsein und dadurch zu einem zunehmend verantwortungsbewussten Umgang beim Einsatz der Medikamente geführt.

Welches Antibiotika gegen Staphylococcus Aureus?

Für die Behandlung von Infektionen mit Oxacillin-empfindlichen S. aureus gelten penicillinasefeste Penicilline (z.B. Flucloxacillin) sowie Cephalosporine der 1. Generation und inhibitorgeschützte Penicilline als Mittel der Wahl, bei generalisierenden Infektionen kombiniert mit einem Aminoglykosid.

Sorgfältige Entscheidungsfindung ist entscheidend

Antibiotika können in bestimmten Fällen von Zahnschmerzen nützlich sein, sollten jedoch nicht blindlings als Allheilmittel angesehen werden. Die Wahl der richtigen Behandlungsmethode sollte immer in Absprache mit einem qualifizierten Zahnarzt erfolgen. Nur so können Sie sicher sein, dass Sie die für Ihre spezielle Situation am besten geeignete Behandlung erhalten.

In einer Welt, in der der schnelle Zugriff auf Informationen so einfach wie nie zuvor ist, ist es entscheidend, dass wir fundierte Entscheidungen treffen, besonders wenn es um unsere Gesundheit geht. Mit diesem Leitfaden hoffen wir, Sie bei der Entscheidungsfindung unterstützen zu können, ob Antibiotika bei Zahnschmerzen die richtige Wahl für Sie sind.

Denken Sie daran, bei Zahnschmerzen immer einen Fachmann zu konsultieren. Ihre Gesundheit ist es wert, ernst genommen zu werden.

Häufige Fragen und Antworten zum Antibiotikum Einnehmen

Wo wirken Antibiotika?
Der Wirkmechanismus von Antibiotika beruht darauf, dass die antibiotische Substanz die Zellwand oder den Stoffwechsel der Bakterien angreift: Bakteriostatische Antibiotika hemmen Bakterien in ihrem Wachstum. Bakterizide Antibiotika töten Bakterien ab.
Wogegen hilft Antibiotika?
Antibiotika wirken nur gegen Bakterien. Viele Infektionen werden aber durch Viren ausgelöst und sind nicht durch Antibiotika behandelbar – unter anderem Atemwegserkrankungen wie Husten, Schnupfen, Bronchitis oder Grippe.
Ab wann Antibiotika?
Wenn bakterielle Entzündungen anderweitig nicht zu behandeln sind. Dabei sollte immer ein Erregernachweis, möglichst mit Resistenzbestimmung (Antibiogramm), erstellt werden, um das wirksamste Antibiotikum einsetzen zu können.

Möchten Sie mehr Informationen über die Möglichkeiten der Therapie mit Antibiotika und was Sie bei der Einnahme beachten sollten bei Ihrem Zahnarzt in Kleinmachnow bei Berlin erfahren?

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Letzte Aktualisierung dieser Seite am 05.11.2024 von Autor und Zahnarzt für Oralchirurgie Dr. med. dent. Frank Seidel.

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