Piercing im Mund?
Piercing im Mundbereich - mit möglichen Nebenwirkungen
Von den Ägyptern über die Azteken bis hin zu den Urvölkern Afrikas: Körperschmuck, der dem heutigen Piercing ähnelt oder gleicht, existiert bereits seit Jahrtausenden. Meist diente er als spirituelles Symbol oder Statuszeichen. Der englische Ausdruck "Piercing" entstand allerdings erst in den 1990er-Jahren.
Übersetzt ins Deutsche bedeutet er "durchstechen oder durchbohren". Doch wie beurteilt der Zahnarzt das Piercing im Mund seiner Patienten? In der westlichen Kultur erfüllen Piercings heutzutage vor allem ästhetische Zwecke, insbesondere bei der Jugend sind sie sehr beliebt.
Mediziner warnen jedoch schon seit Jahren davor, dass speziell im Mundbereich und an den Zähnen durch Piercings Probleme entstehen können.
Welche Probleme können durch das Stechen eines Piercings im Mundraum entstehen?
Arbeitet der Piercer beim Stechen primär eines Zungenpiercings nicht exakt, kann das Zungenband oder ein Nerv in der Zunge beschädigt werden. Wird zudem kein steriles Werkzeug verwendet, ist die Gefahr einer Entzündung im Mundraum hoch. Das Durchstechen der Zunge beispielsweise verursacht in den ersten Tagen eine starke Schwellung und Schmerzen. Der ständige Kontakt des Piercings mit Speichel und Nahrung bewirkt eine größere Infektionsgefahr als andere frisch gestochene Piercings. Entzündungen können sich ausbreiten. Eine fachgerechte, sterile Behandlung und Nachkontrolle bei Piercings ist deshalb wichtig. Bei eventuellen Entzündungen oder Vereiterungen an Piercings muss dann rasch gehandelt werden, da die Zunge sonst bleibenden Schaden nehmen kann.
- Speichel - Warum ist verminderter Speichelfluss problematisch?
- Die Zunge - Wozu dient die Zungenschleimhaut?
Was spricht gegen das Tragen eines Zungen- oder Lippenpiercings?
Aus Sicht der Zahnmedizin gibt es eine Reihe von Aspekten, die gegen das Tragen von Piercings im Mundraum sprechen: Als Material für viele Piercings werden Metalle wie Titan, chirurgischer Stahl oder Niobium verwendet. Alles durchweg sehr harte Stoffe, die bei einem intensiven Kontakt mit Zahnschmelz oder Zahnfleisch Schäden verursachen können, insbesondere gilt das für Piercingschmuck durch das Bändchen der Oberlippe, welches ständig an den Zähnen reibt. Da sich ein Zungen- oder Lippenpiercing beim Tragen ebenfalls zwangsläufig hin- und herbewegt, entstehen hier mitunter Risse im Zahn. Außerdem kann es zum Schwund des Zahnfleischs kommen, wodurch die Zahnhälse freigelegt werden. Nicht selten sind Parodontitis oder in seltenen Fällen sogar Zahnausfall die Folge.
Ebenfalls bedenklich ist die Gefahr von Infektionen an der Mundschleimhaut. Wenn eine Piercing-Kugel beispielsweise in der Unterlippe gegen das Zahnfleisch drückt, drohen Taschen im Zahnfleisch. Diese entstehen beispielsweise durch Essensreste, welche sich an der Ein- und Austrittsstelle des Piercings ablagern. Mit der Zeit kann es dadurch im Bereich des Piercingschmucks zu Entzündungen kommen. Auch der immer mit einer Vielzahl an Bakterien durchsetzte Speichel selbst ist ein potenzieller Infektionsauslöser.
- Zahnfleischrückgang - Ursachen und richtige Pflege zur Vorbeugung
Die häufigsten Nebenwirkungen von Piercings im Mundbereich auf einen Blick:
- Schmerzen, Zahnfleischbluten, Entzündungen
- Zahnfleischentzündung, Zahnfleischschwund
- Risse und Absplitterungen am Zahnschmelz, empfindliche Zähne
- Veränderungen in der Zahnstellung
- Erschwertes Kauen, gestörte Aussprache
- Zahnfleischbluten - Ursachen und Vorbeugung
- Zahnfleischentzündung (Gingivitis)- Wie lange dauert es, bis eine Gingivitis vollständig abgeheilt ist?
- Zahnschmelz - Welche Lebensmittel können ihn angreifen?
Wie können Komplikationen durch Piercings verhindert werden?
Besonders wichtig ist ein regelmäßiger Kontrollbesuch beim Zahnarzt. Dieser überprüft, ob das verwendete Piercing gesundheitlich unbedenklich ist und ob es bereits Schäden im Mundraum verursacht hat. Vor allem nach dem Stechen eines Zungen- oder Lippenpiercings sollte es unbedingt zu einer Nachkontrolle kommen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Mundhygiene: Speziell Menschen mit einem Piercing im Mundraum müssen bei ihrer Mundhygiene auf Sorgfalt achten. Daneben zählt zudem der Aspekt der Quantität: Mindestens dreimal am Tag sollten die Zähne gründlich geputzt werden. Hierfür ist eine Zahnbürste mit weichen Borsten und flexiblem Kopf empfehlenswert. Bei einem Stab in der Zunge sollte auch dieser regelmäßig herausgenommen und gereinigt werden, da sich hier Zahnstein anlagert.- Mundhygiene - Tipps vom Berliner Zahnarzt Dr. Seidel
- Manuelle oder elektrische Zahnbürste?
- Zahnstein-Entfernung - Bezahlt die Krankenkasse
Was gibt es noch bei Piercings zu beachten?
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es beim Tragen eines Piercings zu Entzündungen oder anderen Problemen kommen. In solch einem Fall sollten Sie sich dafür entscheiden, möglichst sofort auf das Piercing zu verzichten. Je länger Sie warten, desto schlimmer wird die Situation. Unterschätzen Sie die Gefahr nicht und seien Sie sich darüber im Klaren, dass ein Piercing jederzeit irreparable Schäden im Mundraum verursachen kann.
- Titanimplantat - Wie zeigt sich eine Titanunverträglichkeit?
- Lippenbändchen - Was tun bei angerissenen Band der Oberlippe?
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